R19
Die Edition STARRKRAMPF ist ein neues Portfolio mit aktionistischen Fotografien von Günter Brus. Damit wird eine Reihe von Fotomappen fortgesetzt, die sich der Aufarbeitung des aktionistischen Werkes des Künstlers widmet. “Starrkrampf“ ist die neunte Edition dieser Folge. Sie enthält 12 schwarz-weiß Fotografien aus dem Jahr 1965 und wird in einer Auflage von 35 Exemplaren publiziert. Die Produktion erfolgte unter Aufsicht des Künstlers. Jede Fotografie ist gestempelt und von Günter Brus signiert. Dem Portfolio liegt ein Text von Günter Brus bei. In der Ausstellung werden die Fotografien durch Zeichnungen ergänzt; einmal durch informelle Papierarbeiten, deren gestischer Duktus direkt zu dem aktionistischem Werk hinführt. Zum anderen durch eine Auswahl von äußerst seltenen Aktionsskizzen, die das performative Werk von Günter Brus wie Partituren begleitet haben. 1970 hat Günter Brus seine Aktionen beendet und sich der Zeichnung und der Literatur zugewandt. Als Beispiel für diese Entwicklung sind ausgewählte Zeichnungen aus den 70iger und 80iger Jahren ausgestellt, die zuletzt im Musée d’Art Moderne in Saint Etienne, dem Museum für Angewandte Kunst in Wien und dem Gemeentemuseum in Den Haag gezeigt wurden.
Günter Brus schreibt 2010 über seine Aktion:
“”Etliche Entwürfe zu „Starrkrampf“, die verstaut in Sammlungen liegen, machten meine Absicht klar, dass ich diese Aktion auf eine möglichst knappe Reduktion anlegte, auf eine „stille Begebenheit“.
Eigentlich hatte ich die Vision, meinen nackten Leib unter Kreidestaub begraben zu lassen und mich dann mittels Seilen aus diesem ziehen zu lassen. Ich beschränkte mich aber auf meine Gliedmaßen, denn die damaligen Umstände ließen dies nicht zu …
Mit „Starrkrampf“ wollte ich ein Gegenstück zu meinen „expressiven“ Aktionen vorzeigen, ähnlich wie „Transfusion“ und „Aktion mit Diana“. Die Öffentlichkeit nimmt freilich meine Spannweite nur zögernd wahr.
Mein aktionistisches Schaffen wird nach wie vor mit der Skandalaktion „Kunst + Revolution“ in Verbindung gebracht. Die lyrische Seite wird geflissentlich übersehen.
Als Anregung für „Starrkrampf“ muss ich Samuel Beckett oder die musikalischen Reduktionen von John Cage erwähnen.”””