DON’T CALL US, WE CALL YOU

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Eröffnung am Freitag, 21. September um 19 Uhr. Jonathan Meese ist anwesend.

Ausstellungsdauer: 21. September – 10. November 2007

Bereits im Sommer 1999 zeigt die Galerie Krinzinger Jonathan Meese das erste Mal, in der Ausstellung »D.A.CH.«, einer Sonderschau der Galerie in Wien (Semper Depot) und Bregenz (Benger Areal). Für die Ausstellung richtet sich Meese ein Kabinett ein, das er mit Kopien, schleissig mit dem Pinsel auf die Wand geworfenen Slogans, kleinen archaisch-schlichten Tonskulpturen und einer DAF-Dauerbeschallung einrichtet. Für die ebenfalls von der Galerie Krinzinger organisierten Gruppenausstellung »Berlin Binnendifferenz« im Jahr 2000 fertigt er schon eine ganze Hütte an, die er Heidegger widmet (»Heideggerz«). Schon 2001 folgt die erste, äusserst erfolgreiche Einzelaustellung inWien, »Van Gogh 1924 (Selbstbildnis mit Spindel)«, und 2004 dann »Solo für Onkel Schnapp-Gebiss« – beides Ausstellungen mit Skulpturen, Zeichnungen und Malerei, die erst ab 2000 vermehrt in seinem OEuvre auftaucht.

»Don’t call us, we call you« ist die dritte Einzelausstellung Meeses in der Galerie Krinzinger, in der neben neusten Werken auch frühe Arbeiten auf Papier zu sehen sind. Seit Anfang der 90er-Jahre bearbeitet Meese mit Kugelschreiber, Filzstift, Buntstift und Wasserfarben Schreibmaschinenpapier. Zu seinem 22. Geburtstag wünscht er sich von seiner Mutter einen Zeichenblock und Stifte, mittels derer er seit diesem Tag regelmässig im mütterlichen Wohnzimmer sitzend alles auf Papier gebracht hat, was ihn bewegt. Es sind tagebuchartige, grafische Notizen: Helden und dämonische Figuren mit kindlich-freiem Strich gezeichnet, Gedankenfetzen in Sprechblasen niedergeschrieben, irgendwo zwischen der écriture automatique der Surrealisten und der Art Brut. Rückblickend sind diese Blätter, die ab 1993 entstanden sind, ein Zeugnis dafür, dass Meeses Kunst in dieser Zeit schon all das beeinhaltet, was heute sein Werk ausmacht.

Meese, 1970 als Sohn deutsch-walisischer Eltern in Tokio geboren, lebt heute in Hamburg und Berlin. Von 1995 bis 1998 studiert er an der Hochschule für bildende Künste bei Franz Erhard Walter, gemeinsam mit John Bock und Christian Jankowski. Mit der Rauminstallation »Ahoi – De Angst (Marquis de Sade-Raum)« auf der 1. Berlin-Biennale 1998 tritt Meese mit seiner Arbeit das erste Mal ins Licht des internationalen Kunstinteresses. Im Jahr 2000 fängt er an zu malen. Hat er vorher nur Installationen gezeigt, produziert er nun auch großflächige Ölbilder. Ästhetisch steht er in der Tradition der gestisch-expressiven deutschen Malerei und konnte sich damit international als Star seiner Generation etablieren, was sich am Kunstmarkt in Auktionensergebnissen in schwindelerregenden Höhen niederschlug.

Meese bezieht sich in seinen Installationen, Performances, Bildern und Skulpturen auf zahllose Personen aus der Geschichte und Gegenwart: Angefangen bei Echnaton, Nero und Caligula, Marquis de Sade, Wilhelm II., Wagner, Lautrémont, Hitler, Stalin, Ezra Pound bis hin zu Salman Rushdi findet bei ihm alles Platz, was Rang und Namen hat. Es sind fast ausschließlich polarisierende Positionen, die Meese uns vorsetzt, und auch damit provoziert – mit der Intention, fehlende Radikalität im Kunstgeschehen damit wieder wett zu machen – Meese vermisst »Druckverhältnisse, die Kristalle ausformen könnten«.

Zeitgleich zur Ausstellung neuester Werke und früher Papierarbeiten bei der Galerie Krinzinger wird auch die Ausstellung »Fräulein Atlantis« in der Sammlung Essl zu sehen sein, die mit Arbeiten aus der Sammlung und neuen Skulpturen am 20. 9. eröffnet.

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