25. Jänner 2008 – 23. Februar 2008
Eröffnung am 24. Jänner um 17 Uhr im Rahmen des Galerienrundgangs
Der Künstler ist anwesend
Klettergerüste, Schaukeln, Wippen, Häuschen: all das findet man auf einem Spielplatz – und auch in der neuen Ausstellung von Christian Schwarzwald. Ebenso die Protagonisten des Spielplatzes findet man in der Schau in Form von Portraits. Nur hüpfen die nicht herum, sondern das Auge des Betrachters.
Schwarzwalds Zeichnungskonstruktionen bedienen sich nämlich nicht nur einer Form der Perspektive, und irritieren das Auge dadurch. Parallelen sind tatsächlich parallel, und gleichzeitig andere Geraden perspektivisch dargestellt. Perspektive an sich ist die Umsetzung einer räumlichen Illusion auf einer zweidimensionalen Fläche. Eine räumliche Illusion schafft Schwarzwald, aber keine die unsere Augen so gewohnt sind. Man könnte von einer Bedeutungsperspektive sprechen, die der Künstler in seiner Zeichnungsinstallation einsetzt – Bedeutungsperspektive im Sinne einer Perspektive, die illusionistische Mittel reduziert um Inhaltliches zu vermitteln.
Bei Schwarzwald aber sind die gezeichneten Objekte in ihrer Dimension gleich groß wie die realen Vorbilder, und da alle im Maßstab 1:1 sind, stimmen auch die Proportionen zueinander (im Gegensatz zur Verwendung der Bedeutungsperspektive im Mittelalter). Auch die räumlichen Bezüge stimmen, nur die perspektivischen Verzerrungen erscheinen eigentümlich. Die einzelnen Elemente, aus denen die Konstruktionen bestehen, verjüngen sich teilweise nicht mit der Entfernung – eine Gerade bleibt eine Gerade, ein Strich.
Der Strich ist das grundlegende Element der Zeichnung, und Schwarzwald verwendet ihn hier sowohl als Konstruktionselement wie auch als Zeichen für sich. Während er einerseits eine räumliche Illusion schafft, verweist er andererseits auf die Zweidimensionalität der Zeichnung, auf ihre Konstruiertheit als Summe von Strichen. Er fängt den Blick des Betrachters, nimmt ihn in einen Schwitzkasten zwischen Linie und Körper, zwischen perspektivischer und schematischer Abbildung, und entwickelt eine Bedeutungsperspektive, die zwischen dem Abgebildeten und dem Abbilden an sich vermittelt.
Wo der Künstler im Kleinen Striche aneinandersetzt um Dreidimensionalität zu simulieren, arrangiert er im Großen einzelne Zeichnungen zu Installationen. Die Installationshaftigkeit seiner Ausstellung wird durch den Maßstab verstärkt. Die Zeichnungen treten durch ihre Größe und Platzierung in eine Beziehung zum Körper des Betrachters, die Illusion einer Funktionalität wird verstärkt. Eine weitere Verstärkung der Räumlichkeit wird erreicht durch ein Davor und Dahinter, das Schwarzwald suggeriert wenn er Zeichnungen über andere Zeichnungen hängt.
Ein aneinandersetzen von Bausteinen also, das der Künstler hier betreibt – ein Spiel. Als „eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude und einem Bewusstsein des ‚Andersseins‘ als das ‚gewöhnliche Leben‘“ definiert Johan Huizinga in „Homo Ludens“ das Spiel. Für Schwarzwald hat das Spiel auch Regeln, die durch die Mittel der Zeichnung und durch den Raum begrenzt werden. „Spiel“ ist bei ihm eine Parallelimitation, eine Simulation von Welt, eine Versuchsanordnung, die der Betrachter genauso dual sehen kann wie die Inhalte der Schau: als Begrifflichkeit oder als Aufforderung zu spielen.
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