Opening on Thursday, September 16, 2010, 7 To 9 pm
Duration of exhibition: September 16 – Octob er 23, 2010
There’s been many exhibitions of Martin Walde that exuded ”the fragrance of a withering alpine rose“. A bottle filled with the reddish perfume, a chemical reproduction of a fragrance of the flower at a specific moment in time, was placed among a hundred bottles, inviting the viewer to locate it. A plastic bottle bearing no further information set in the exhibition space, left behind on a subway or with its cap plastered in a ceiling. Now the piece is being featured again in a new guise in the exhibition titled “The Liquid and the Magic“, serving as the content of several chemical receptacles that Walde deformed. The various flasks are not just distorted but also closed and the fluid can no longer escape. Just as the measuring unit of a fragrance is subjective, the relativity of measurement also becomes visible. With the motif on the invitation card Walde demonstrates the fuzzy nature of statistics. The liquid in a coffee cup leaks through a hole that was not intended as such. Thanks to Walde’s improper use this happened twice and the unlikelihood of chance which spills out of the cup as coffee is the magical dimension the artist presents to us in this exhibition.
Another piece by the artist revolves around changes in a given aggregate state. Here Martin Walde works with silicon, a material, which once it hardens reverts to its original shape when it is deformed. By adding materials, exposing it to fluctuating temperatures and humidity the silicon was further processed so that it no longer hardens so quickly and is more malleable. The artist performed experiments, testing various altered parameters by pouring the material on sheets of glass. Subsequently, the glass sheets were turned and the substances surrendered to the force of gravity. The resulting formations recall stacalites but could also be objects resembling jellyfish. The artist proceeded from a fictive, abstract mental form, his instrument being a controlled material accident. The silicon whose everyday function had been subverted now brought forth new forms that were presented in various options.
The “Concoctions / Blurping” videos show gelatine-like substances in various colors, bubbling away. Depending on consistency of the plastic masses various bubbles appear along with strange-sounding, artificial tones that sound strange, artificial. The bubbles and the oozy masses that continue to burgeon are constantly reconfiguring themselves while questioning our idea of nature.
The “Tales of P.P.” also are in a state of transformation. It is a piece that consists of clumps of silicon with holes and carbon rods. The title refers to the pink panther, a prototype cartoon figure. The idea of individual modules in the piece is just as variable as the figures in animations. They are all different, more as imitations of the variation of nature than as something actually useful in a constructive way. Their appearance changes with each exhibition just as they alternate between being a participatory object and a functional proposition.
A pair of scissors hanging from the ceiling might make one want to cut and retie the string on which they are suspended, thereby transforming a form into a collective phenomenon By contrast, in “Forever sticky, forever wet”, the process of examining an object produces ever new subjective experiences. Manifestations, states, situations and meanings of individual works constantly change in Walde’s oeuvre. The artist tests out new things in the exhibitions and not in the studio. By means of provoked vagueness there are new aspects, transformation is reflected and further developed in his pieces. For him form is subject to constant change and one cannot form an absolute image of his works. Themes can no longer be reduced to one perspective or as Walde once put it: “Consistency is something I skirt around.” Walde makes no claim to accuracy, juxtaposing human norms with their definition of functionality of nature and art. Indeed, everything flows.
German Version
Eröffnung Donnerstag, 16. September 2010, 19–21 Uhr
Ausstellungsdauer: 16. September bis 23. Oktober 2010
»Der Duft der verblühenden Alpenrose« verströmte schon in vielen Ausstellungen Waldes. Das rötliche Parfum, eine chemische Nachbildung des Dufts der Blume zu einem bestimmten Zeitpunkt, wurde schon in einer Flasche zwischen hundert mit gefärbtem Wasser gefüllten Flaschen zur Suche freigegeben, als PET-Flasche ohne weitere Informationen im Ausstellungsraum positioniert, in der U-Bahn hinterlassen oder mit dem Schraubverschluss in einer Decke eingegipst. Nun taucht die Arbeit in der Ausstellung »The Liquid and the Magic« wieder auf, wieder in neuer Form: als Inhalt einiger chemischer Gefäße, die Walde deformiert hat. Die verschiedenen Kolben sind nicht nur verzogen, sondern auch verschlossen, und die Flüssigkeit in ihnen kann nicht mehr entweichen. Der Duft ist eingesperrt, er findet jetzt im Kopf des Betrachters statt, wie auch den Skalen auf den Kolben keine gesicherten Mengen mehr entnommen werden können. So subjektiv die Maßeinheit des Duftes ist, so sichtbar wird die Relativität des Messens.
Statistische Unschärfe führt Walde uns beim Motiv der Einladungskarte vor. Aus einer Kaffeetasse rinnt der Inhalt durch ein Loch aus, das so nicht beabsichtigt war. Das passierte Walde durch unsachgemäße Behandlung zweimal, und diese Unwahrscheinlichkeit des Zufalls, die in Form von Kaffee aus der Tasse rinnt, ist das Magische, das der Künstler uns in der Ausstellung vorführt.
Aggregatszustandswechsel sind der Dreh- und Angelpunkt einer weiteren Arbeit. Dafür hat Martin Walde das Material Silikon verwendet, ein Material das, einmal erstarrt, wenn man es deformiert wieder in seine Ursprungsform zurückkehrt. Durch Materialzugaben, Temperatur und Luftfeuchtigkeit wurde das Silikon dahingehend weiterentwickelt, dass es sich nicht mehr so schnell verfestigt, bzw. eine erhöhte Formbarkeit aufweist. In Versuchsanordnungen wurden verschieden veränderte Parameter ausgetestet, indem das Material auf Glasplatten geschüttet wurde. In weiterer Folge wurden die Glasplatten gewendet und die Substanzen der Schwerkraft preis gegeben. Es entstanden Gebilde, die an Stalaktiten erinnern, aber auch an Quallen-ähnliche Objekte. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist eine fiktive, abstrakte Form im Kopf des Künstlers, das Werkzeug dazu ein kontrollierter Materialunfall. Das so pervertierte,
nun alltagsuntaugliche Silikon führt zu neuen Formen, die vom Künstler wiederum als eine Variation von Präsentationsmöglichkeiten vorgeschlagen werden.
In den »Concoctions / Blurrping«-Videos sieht man gallertartige Gele in verschiedenen Farben, die vor sich hin blubbern. Je nach Konsistenz der Kunststoffmassen entstehen unterschiedliche Blasen und Töne die fremdartig, unnatürlich klingen. Die sich kontinuierlich aufbauenden Blasen und schlammigen Massen sind in ständiger Neuordnung begriffen, während sie unsere Idee von Natur infrage stellen.
In Transformation befindet sich auch »Tales of P. P.«, eine Arbeit die aus rosaroten Silikonklumpen mit Löchern und Karbonstäben besteht. Der Titel bezieht sich auf den Pink Panther, einen Prototyp einer Zeichentrickfigur. Genauso wandelbar wie die Figuren in Animationen ist die Idee der einzelnen Module in der Arbeit: sie sind alle unterschiedlich, imitieren eher die Natur in ihrer Varianz als sie tatsächlich konstruktiv nutzbar wären. Ihre Erscheinungsform wechselt mit jeder Ausstellung die Gestalt, genauso wie sie in ihrer Funktion zwischen partizipatorischem Objekt und Gebrauchsvorschlag changiert.
Eine von der Decke baumelnde Schere lädt zum abschneiden und wieder verknoten der Schnur an der sie hängt ein, und macht aus Formwerdung ein gemeinschaftliches Moment, während bei »Forever sticky, forever wet« der Vorgang des Objekt-Inspizierens immer neue subjektive Erlebnisse produziert: Erscheinungsformen, Zustände, Situationen und Sinnhaftigkeiten von einzelnen Arbeiten verändern sich also stetig bei Walde. Neues wird in Ausstellungen ausprobiert, nicht im Atelier. Durch provozierte Unschärfen ergeben sich neue Aspekte, Wandelbarkeit wird in Arbeiten mitgedacht und weiterentwickelt. Form ist bei ihm einer ständigen Veränderung unterworfen, man kann sich kein absolutes Bild seiner Arbeiten machen. Themen können so nicht mehr auf eine Perspektive reduziert werden, oder wie Walde es formuliert: »Konsequenz wird von mir umkreist.« Walde erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit, er stellt menschliche Normen und deren Definitionen von Funktionalität der Natur und Kunst gegenüber. Und alles fließt.
Seilerstätte 16, 1010 Wien, Austria
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