PO(L)ETICAL

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English Version

Kader Attia focuses in the exhibition “Po(l)etical” on several aspects of his work in order to underline his interest for the artistic discourse both in a political and aesthetical way.

He aims to explain the world through art focusing on the relations between Orient and Occident, momentariness and eternity, day and night, love and death.

The exhibition features the video „Water Kaaba“ in which Kader Attia paints the image of the fundamental architecture of the Islam with water on a wall covered with paper. The video is the recordkeeper of the drying of the image until it has completely vanished. The actual image will resonate within the gallery and is also a link to Kader Attias thoughts about spaces and how they are being separated and united.

Coming from both Orient and Occident Attia uses the interspace of these worlds. In his photographs he expresses thoughts about his environment which are both inspired by the heritage of the postcolonialism and the possibility of a quick glance at the future of our contemporary world.

The installation „Couscous Kaaba“ might be one of the most representative works of the artist in terms of what he calls the signs of a cultural reappropriation.

For years now Kader Attia is researching the aesthetic influence of the desert architecture on Le Corbusier. The architect first encountered the Algerian city Ghardaia in 1930 which made an enormous impression on him thinking of the site as the echo of his own architectonical researches he had made during several trips to desert cities. The city was built in the 11th century in the middle of the desert by the muslim minority of the Ibadit which were once surpressed by Sunnits and therefore had to flee. The community with its own architectonial (today modern) style might as well be the origin of the cubic aesthetic of the Kaaba leading to the idea that the most influential islamic architecture was inspired by a surpressed minority leading to the first modernist building ever.

The installation „Couscous Kaaba“ displays a cubic form which follows the gaze of the spectator when moving through the couscous landscape. One gust of wind might destroy the artwork which shows Attias liking of the oxymoron. The fragile and transient installation as a host of a representation of a thousand year old history summarising in a contemporary statement.

The exhibition „Po(l)etical“ combines Attias political approach towards contemporary society with a poetic view on the art. It might be seen as forum in which ones spirit can both project onto several issuses as well as roaming around.

The most representative work mirroring this approach is the creation of the artist featuring six empty plastic bags placed on pedestals. The bags are exactly the paradoxon Attia is aiming for: fragile and ephemeral, static and put-in-place.

They are what Lao-Tse once said: „Mankind creates objects but it is the void that creates the meaning.“

German Version

In der Ausstellung Po(l)etical inszeniert Kader Attia einen Prozess verschiedener Arbeiten, die sein Interesse für den künstlerischen Diskurs (politisch und poetisch) bestätigen.

Sein Anliegen ist der Welt durch Kunst vielfältige Themen zu zeigen, wie die Beziehung zwischen Orient und Okzident, zwischen Leere und Fülle, zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit, zwischen Tag und Nacht, zwischen Liebe und Tod.

In der Ausstellung zeigt Kader Attia das Video „Water Kaaba“, in dem er auf einer Wand der Galerie ein Abbild der Kaaba (die fundamentale Architektur des Islams) mit Wasser aufträgt. Er zeigt in dem Video das anschließende Trocknen der Zeichnung an der Wand, bis diese verschwindet. Diese Arbeit „schwingt“ durch die ganze Ausstellung und sucht die Räume heim. Seit einigen Jahren stellt Kader Attia in seinen Werken die Frage des Raumes, der die Dinge trennt, sie aber zugleich verbindet.

Zwischen Orient und Okzident befindet sich ein Zwischenraum, in dem die Gedanken Attias sich entwickeln, wie jemand, der zwischen beiden Welten aufgewachsen ist.

Der Blick, den er auf sein Umfeld wirft, wie zum Beispiel in den drei Leuchtkästen, ist die Reflexion eines Gedankens, der zugleich ein Erbe ist (das Erbe des Postkolonialismus, wie Attia es sagt) und einen möglichen Blick der zeitgenössischen Welt auf ihre Zukunft konstatiert.

Die Installation „Couscous Kaaba“ ist ohne Zweifel repräsentativ für das, was der Künstler ein Zeichen einer kulturellen Wiederaneignung nennt.

Kader Attia erforscht seit einigen Jahren den ästhetischen Einfluss der Wüstenarchitektur auf Le Corbusier. Dieser entdeckte 1930 zum ersten Mal die algerische Stadt Ghardaia, die ihn ästhetisch sehr beeindruckte und ihm als ein Echo seiner eigenen architektonischen Forschung erschien. Während vieler Reisen in die algerische Wüste, in Ghardaia und Timimoun, ist Attia der Geschichte der Architektur Le Corbusiers bis zu ihrem Ursprung gefolgt und darüber hinaus gegangen, um dann die puristische Ästhetik der Einwohner von Ghardaia zu betrachten. Die Beziehung dieses rätselhaften und dem Islam ergebenen Volkes zu seiner eigenen Religion ist vor allem durch seine Architektur bemerkbar. Die Ibaditen sind die erste Schule des Islams. Sie durchquerten die ganze arabische Welt, von den Sunniten verfolgt, um sich in der Mitte des 11. Jahrhunderts in der algerischen Wüste, in einer Oase namens Mzab niederzulassen. Dort wurde Ghardaia erbaut. Kommt die kubische Ästhetik der Kaaba vielleicht von dieser Flucht der Ibaditen, die für ihre Spiritualität beneidet wurden?

In der Installation „Couscous Kaaba“ ist eine kubische Form zu sehen, die sich mit dem Blick des Betrachters verändert, wenn er um sie herumgeht, inmitten einer Couscous-Landschaft. Ein Windzug kann jederzeit diese fragile und ephemere Installation verschwinden lassen. Bei dieser Installation stehen wir vor einem Verfahren, das von Kader Attia sehr gerne verwendet wird: das des Oxymorons. Es ist eine fragile und kurzlebige Installation, die zugleich in ihrer Mitte eine tausend Jahre alte Repräsentation beherbergt, die gleichzeitig aber zeitgenössisch ist. Architektonisch betrachtet ist die Kaaba das erste modernistische Gebäude.

In dieser Ausstellung namens „Po(l)etical“ erscheint die Arbeit Kader Attias unter einem mehrdeutigen Aspekt eines politischen Diskurses, wenn man diesen mit einer poetischen Sicht entwickelt. Es ist ein Horizont, in dem der Geist sich projizieren und sich verlieren kann. Die repräsentativste Arbeit für das Paradoxon der Kreation im Werk Attias und, wie er es gerne sagt, im Leben, sind sechs leere Plastiksackerl, die wie Skulpturen auf Sockeln stehen, als statische, stille bildhauerische Objekte, die zugleich fragil, vergänglich und verletzlich sind. Attia zitiert Lao-Tse: „Der Mensch erschafft die Dinge, es ist aber die Leere, die ihnen Sinn gibt.“

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