FRANK THIEL 2006

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Vernissage und Buchpräsentation am 23. Nov. 2006 um 18.00 Uhr im Rahmen des Seilerstättenrundgangs. 

Der Künstler ist anwesend. 

Es spricht Prof. Peter Weiermair.

Die Arbeiten von Frank Thiel  (*1966 in Kleinmachnow bei Berlin) sind eine einzigartige Reflexion über die Stadtlandschaft Berlins, diesen städtebaulich-geistigen Flickenteppich des 20.Jahrhunders. Er beschreibt eine Architektur des Übergangs, die Herausbildung eines neuen politischen Raums innerhalb urbaner Strukturen. Sein eigentliches Thema ist das Unvollendete, er bevorzugt den Entstehungsprozess gegenüber dem Endresultat, verfolgt konsequent eine Ästhetik des Vergänglichen, der Veränderung.

Thiels Bilder erscheinen wie Momentaufnahmen, die auf einen größeren Erzählzusammenhang verweisen. Zugleich untersuchen seine Arbeiten immer wieder das Verhältnis von Fotografie zu Malerei und Skulptur.  

Thiel’s besondere Fähigkeit, in seine Fotografien die dialektische Beziehung zwischen Ideologie und Ästhetik einzu-schreiben, verhindert dabei jeden Anschein von Sentimentalität.

Zitat aus Robert Hobbs’ Essay über Frank Thiel:

“Dieser langsam fortschreitende Prozess der Verwitterung ist in seiner malerischen Präsenz Gegenstand von Thiels jüngster Fotoserie von Wänden und Decken. Indem er mit den Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Malerei und Fotografie spielt, setzt er die Fotografie als Dokumentationsinstrument ein, das die Verfallserscheinungen in Form verwitterter Farbflächen an verlassenen Gebäuden Berlins in monumentalen Formaten festhält. Fotos von abblätternder Farbe in zarter und zurückhaltender Auflösung erinnern sowohl an die von Minor White und Aaron Siskind in den ausgehenden 1950er Jahren aufgenommenen Schwarzweiß-Studien zum gleichen Sujet, scheinen aber auch auf Robert Rauschenbergs Black Paintings aus den frühen 50er Jahren zurückzuverweisen. Dieses Memento mori verwitterter Flächen, … , wirken wie verschwenderisch großzügige und schöne Zeugnisse des unaufhaltsamen zeitlichen Zerfalls und sind zugleich Metaphern für den fortschreitenden Niedergang der Moderne. … Thiels panoramaartige Tafeln alternder Farbe, verwitternder Flächen und graffiti-verschmierter Wände entsprechen vielmehr Elegien, die voller Wehmut die verlassenen Nebenstraßen der gegenwärtigen Welt reflektieren.“

Ganz neu erschienen ist die große Übersicht über sein Oeuvre bei Hatje Cantz im Oktober 2006.

Diese erste große Monografie versammelt alle wichtigen Werkgruppen seit 1995. 

Frank Thiel A Berlin Decade 1995–2005

Texte von Robert Hobbs, David Moos

Deutsch/Englisch

224 S., ca. 150 farbige Abb.,
29,5 x 24 cm, gebunden mit Schutzumschlag

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