DAS LEBEN

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Eröffnung am Mittwoch, 11. Juni 2008 um 19 Uhr. Joep van Lieshout ist anwesend.

Ausstellungsdauer: 11. Juni bis 12. Juli 2008

Joep van Lieshout, Kopf und Gründer des inzwischen legendären Atelier van Lieshout (kurz AVL genannt) hat seiner aktuellen Ausstellung in Wien den simplen Titel DAS LE BEN gegeben. Irgendwie klingt das unspektakulär und trifft doch – im sprichwörtlichen Sinne – den Nagel auf den Kopf. Tatsächlich ist das „Material“ seiner Kunst das Leben selbst. In all seinen Facetten. Und eben dem versucht er seit Jahren eine Form zu geben.

Seit 1995 bastelt van Lieshout an einem überaus komplexen, in sich zusammenhängenden Werk mit Elementen aus diversen außerkünstlerischen Bezugssystemen. Bewusst interdisziplinär und im Kollektiv erprobt AVL neue Verfahrensweisen für unterschiedliche Lebensformen. Wohn-, Arbeits-, und Lebensräume sind wiederkehrende Themen seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Dabei geht er lustvoll und innovativ ans Werk. Und weil es immer auch darum geht, Konventionen außer Kraft zu setzen, um möglichst eigenständig leben und arbeiten zu können, haftet dem Ganzen immer auch eine wohltuende Portion Anarchie an.

Wie aber kommt man eigentlich als Künstler dem Leben auf die Spur? Dem, was die Grundlage der Existenz bestimmt? Was Leben überhaupt möglich oder unmöglich macht? Vielleicht doch am ehesten, indem man den Menschen selbst ins Zentrum der Betrachtung stellt – insbesondere seine Bedürfnisse und Zwänge, die Abhängigkeiten von diversen Versorgungs- und Verwertungssystemen als auch die Menge an Affekten und Erfahrungen, Schmerzen und Gelüsten, die Existenz ausmachen.

Schon bisher hat AVL mit seinen Arbeiten über die Themen von Wohnen und Arbeiten hinaus den Fragen nach Körperlichkeit und Körperfunktionen viel Platz im OEuvre eingeräumt. Sexualität und Fortpflanzung, Ernährung und Verdauung sind nur einige Aspekte, die aus der AVL-Welt nicht mehr wegzudenken sind. Für DAS LE BEN hat AVL das Spektrum erweitert und lässt seine Protagonisten in Untergruppen agieren. Neben Tod und Fortpflanzung stehen Gewalt und Widerstand auf dem Programm.

Die Männchen früherer Serien sind gesichtslos und ohne Hände und Füße, anonymisierte Stereotypen die in ihrer Gestalt den Figuren auf Hinweisschildern nahe kommen und eine gleichmäßige Polyester-Oberfläche haben. An die Stelle des synthetischen Werkstoffs Fiberglas tritt in der aktuellen Ausstellung nun Polyurethan. Ein Material, das als Montageschaum auf der Baustelle oder zur Herstellung von Matratzen Verwendung findet und den Skulpturen ein gänzlich neues Aussehen verleiht. Rau ist die Oberfläche, und Blasen schlagen aus aufgerissenen, schwarzen Leibern hervor.

Alles in allem präsentiert sich DAS LE BEN weder als widerspruchsfreie Einheit, noch als harmonisches Mosaik. Eher als Konglomerat, ein Gemisch, eine Art Baukastensystem, das sich ständig ergänzt, dabei aber nicht auf das Essentielle vergisst.

Joep van Lieshout wurde 1963 in Ravenstein, Niederlande geboren und lebt und arbeitet in Rotterdam, wo er 1995 das Atelier van Lieshout gründete. Er erhielt 1992 den nationalen niederländischen Kunstpreis “Prix de Rome”, sowie im Jahr 2004 den Kurt Schwitters Preis. Mehrere internationale Auszeichnungen folgten.Zahlreiche bedeutende Einzelausstellungen, unter anderem: Museum für Gegenwartskunst, Zürich; Museum Boymans Van Beuningen, Rotterdam; Ludwig Forum, Aachen; Museum Folkwang, Essen; Sprengelmuseum Hannover; Museum für Angewandte Kunst, Wien.

Nach der Ausstellung “Zwang” im Jahr 2004 zeigt die Galerie Krinzinger AVL mit DAS LE BEN zum zweiten Mal im Rahmen einer großen Einzelpräsentation.

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